„Widerstand zwecklos?“ – ein Projekt der Klasse 10f zu den SchulKinoWochen 2025
Am 13.03.2025 besuchten wir Schüler:innen der Klasse 10f im Rahmen der SchulKinoWochen mit unserer Geschichtslehrerin Frau Rohrmann eine Vorstellung des Films „In Liebe, Eure Hilde“ (Regie: Andreas Dresen).
Obwohl wir die Biografie von Hilde Coppi schon aus dem Unterricht kannten, schaffte es der Film, uns die Person hinter dieser Widerstandskämpferin im Nationalsozialismus näherzubringen, und machte uns klar, dass sie auch eine junge Frau war, die einfach für ihre Überzeugungen einstand und nach diesen handelte. Diese Menschlichkeit war uns bei der vorbereitenden Recherche entgangen, da wir oft nur über die Taten der Widerstandskämpfer:innen statt die Individuen als solche nachdenken.
Hilde Coppi hatte nicht gezielt nach einer Widerstandsgruppe gesucht, so viel wird im Verlauf des Films deutlich. Sie ist eher darüber gestolpert und entschließt sich, zu helfen, klebt Protestzettel auf NS-Plakate, verschickt Briefe und verteilt Flugblätter. Die Aktionen der Gruppe bedeuten eine permanente Gefahr, die von allem und jedem ausgehen kann. Wir sehen, auf wie viel Vertrauen und Hoffnung alles gebaut ist. Hildes Leben entsteht um diesen Widerstand herum. Sie heiratet einen der Mitstreiter, erwartet ein Kind und führt bis zu ihrer Verhaftung ein glückliches Leben. All das erzählt der Film in Rückblenden. Denn wir wissen von Anfang an, wo es endet: im Gefängnis. Wir haben keine Möglichkeit, einzugreifen, können lediglich zuschauen, was aus allen wird. Jede Figur offenbart dabei nicht nur unterschiedliche Einstellungen, sondern veranschaulicht auch die Wirkung des Widerstands, den Hilde im Handlungsverlauf zeigt. – Am Ende sind wir alle still. Niemand findet die richtigen Worte, um zu beschreiben, was wir fühlen.
Besonders nah ging uns die Geschichte durch die Darstellungsweise im Film, die auf eine für Hollywood typische Symbolik, Klischees von Nationalsozialisten und das Nachspielen von bekannten Ereignissen verzichtet und sich stattdessen auf etwas fokussiert, was wir im Kino normalerweise nicht vorgeführt bekommen: eine auf den ersten Blick unspektakuläre Person. Hilde Coppi erscheint nahbar, wie jemand, der/die wir auch sein könnten. Ihr Handeln ist nachvollziehbar und wirkt teilweise sogar leicht.
So war der Film „In Liebe, Eure Hilde“ entgegen unseren Erwartungen weder ein geschichtliches Biopic, wie wir es bereits kannten – mit einer klaren Distanz zum Hier und Jetzt –, noch (wie einige von uns vielleicht gehofft hatten) bloß ein paar Stunden weniger Unterricht. Er regte uns vielmehr an, über Widerstand allgemein und in der Gegenwart nachzudenken.
Zwei Schlüsse ziehen wir daraus:
Erstens: Widerstand ist kein unerreichbares Heldentum, nur möglich und nötig unter den schlimmsten Umständen. Hilde Coppi, ihre Mitstreiter:innen und all jene, die handelten, waren keine übermenschlichen Gestalten, sondern ganz gewöhnliche Personen. Ihr Mut war nicht angeboren, sondern eine bewusste Entscheidung, genau wie ihr Tun. Sie konnten sich nicht sicher sein, den besten Weg gewählt zu haben. Das Wichtige für sie war, überhaupt diesen Weg zu gehen.
Zweitens: Wir überschätzen uns. Gern denken wir beim Lernen über die Vergangenheit, dass wir uns auf die Seite des Widerstands gestellt hätten. Doch viele von uns tun dies heute nicht: Wir schweigen, obwohl wir Ungerechtigkeit sehen, oder wir meinen, wir müssten uns nicht für das, was wir wollen, einsetzen. Irgendwer anders werde das schon machen … Wir wiegen uns in der Sicherheit der Demokratie und vergessen dabei, dass diese von Meinungsaustausch, Widerspruch und von Menschen, die sich trauen, ihre Stimme zu erheben, lebt. Wir sollten nicht nur darüber nachdenken, was wir täten, wenn es diese Möglichkeiten nicht mehr gäbe!
Die SchulKinoWochen boten somit neue Perspektiven zum Thema „Widerstand“ und motivierten uns auch über den Unterricht hinaus zur Auseinandersetzung mit unseren Erkenntnissen.
Katharina Bölling und Anlia Wilk (10f)